Dankbarkeit verändert Dein Leben
Regelmäßig praktizierte Dankbarkeit beschert Dir ein Gefühl von Zufriedenheit, Glück und Fülle und ist der Gegenpol zu Neid, Unzufriedenheit und Mangelbewusstsein. Jeder Mensch kann Dankbarkeit kultivieren. Ich erlebe doch immer wieder, dass einige Missverständnisse oder auch Widerstände auftauchen, wenn es um das Thema Dankbarkeit geht. Ich möchte ein paar Gedanken dazu zu teilen, was Dir vielleicht hilft, dieses kraftvolle Thema in Dein Leben zu bringen.
Default Mode des Gehirns
Wir sind oft sehr geübt darin, den Mangel in unserem Leben zu sehen, Fehler zu finden, jedes Haar in der Suppe zu identifizieren. Für unser Gehirn ist dieser Modus des Ausspähens von Gefahren oder Bedrohungen ein wichtiges Mittel, um unser Überleben zu sichern. Das heißt konkret, wenn wir immer nur die bunten Blümchen auf der Wiese gesehen hätten, aber nicht den nahenden Tiger, der uns vielleicht angreifen will, hätten unsere Vorfahren gar nicht überlebt. Daher ist es hilfreich, dass wir auch Ängste haben, Risiken einschätzen können, oder dass wir in einer konkreten Gefahr darauf vertrauen können, dass es eine Stressreaktion in uns gibt, die vollautomatisch abläuft und uns hilft und schützt. So weit so gut…
Leider neigt unser Gehirn aber auch dazu, unsere Umwelt ständig mit einer negativen Verzerrung wahrzunehmen. So als hätten wir ständig eine dunkle Brille auf, die uns vor allem die Probleme, Schwierigkeiten und Katastrophen sehen lässt. 💣
Ein kleines Experiment:
Schau Dir diese 5 Gleichungen an und beantworte für Dich die Frage: was fällt Dir auf?
10+3=13
60-15=45
45+5=51
87-7=80
4+7=11
Was ist Dir als erstes aufgefallen?
Den allermeisten Menschen fällt als erstes auf, dass eine Gleichung falsch ist. Ich habe bei diesem Experiment ehrlich gesagt selten gehört: 4 Gleichungen sind richtig 😀 und ich selber habe das bestimmt auch im ersten Moment nicht gedacht. Aber es ist doch auch die Wahrheit, dass vier Gleichungen richtig sind! Natürlich ist es so, dass eine Gleichung nicht stimmt und das soll ja auch zur Geltung kommen dürfen! Aber, auch wenn mehr richtig ist als falsch, richtet sich unser Fokus im Alltag oft eher auf das Suchen nach all dem, was nicht klappt, was besser sein könnte, was schief läuft. Wir erleben zudem die guten Seiten und Geschenke unseres Lebens sehr schnell als selbstverständlich und normal. Wenn es um persönliche Erfahrungen geht, bleiben die schlechten, negativen oder schmerzhaften Erfahrungen oft viel länger im Geist hängen, als die Guten. Anders gesagt: wir lernen schneller aus negativen Erlebnissen, als aus positiven.
Was bleibt eher an Dir hängen? Die positiven oder negativen Erfahrungen?
Evolutionär bedingt reagiert unser Gehirn also intensiver auf die negativen Ereignisse als auf die Positiven und speichert viel eher die blöden Ereignisse als die positiven Erfahrungen. Bei ersteren sind wir wie ein Klett Band, an dem die schlechten Erfahrungen kleben bleiben, bei letzteren sind wir eher wie Tautropfen auf einem Blatt: so schön sie auch sind, sie perlen schnell wieder von uns ab.
Ein paar Beispiele:
- Dein Chef hebt im Mitarbeitergespräch viele positive Ergebnisse Deiner Arbeit hervor, mit denen er super zufrieden ist, lobt Dein Engagement und Deine hilfsbereite Einstellung. Dann gibt es da aber auch noch diese eine Sache, bei der er nicht so ganz einverstanden ist und sich Weiterentwicklung von Dir wünscht. Was bleibt bei Dir hängen? Dass er Dich zu 90% gelobt hat oder kreisen Deine Gedanken am Abend eher um den einen Punkt, mit dem er nicht zufrieden war?
- Nach einem Projekt/Seminar/Kurs/Instagram Post für das/den Du verantwortlich bist gibt es Feedback der Teilnehmer oder Leser. Die Kommentare sind durchweg positiv, lediglich ein Feedback ist sehr negativ. Beschäftigst Du Dich gedanklich mit den vielen positiven Rückmeldungen oder eher mit der negativen Kritik?
- Im Supermarkt ist das Weizenmehl ausverkauft. Wenn Du heim kommst, erzählst Du Deinem Partner, dass es ja eigentlich ein Wunder ist, dass es normalerweise ständig verschiedene Mehlsorten zu kaufen gibt, dass wir so ein Glück haben, in diesem Reichtum zu leben? oder jammerst Du darüber, dass es ein Produkt von 7000 anderen nicht gegeben hat und wie unmöglich das ist? Mal ehrlich…
Unser Gehirn möchte uns vor Gefahren schützen und tendiert daher manchmal zu sehr dazu Probleme zu finden und Dinge zu dramatisieren. Wenn es aber keine wirklichen Gefahren gibt, fängt der Geist oft an, sich ständig damit zu beschäftigen was nicht gut gelaufen ist. Wir hadern mit irgendetwas, dramatisieren oder machen uns sorgenvolle Gedanken über die Zukunft. So richten wir dann viel Aufmerksamkeit auf den Mangel und die Schwierigkeiten, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Auch, wenn wir noch gar nicht wissen, ob all diese Schwierigkeiten jemals eintreten werden. Aber sicher ist sicher…🤨
Diese Denkmuster laufen meist in einem unbewussten, vollautomatischen Modus ab. Das heißt wir entscheiden uns nicht bewusst für diese Art zu Denken, sondern es denkt einfach so in uns, weil wir es eben gewohnt sind und schon immer so gemacht haben. Jeder Gedanke hat allerdings auch ein dementsprechendes Gefühl im Schlepptau und so können wir uns regelrecht in einen schlechten Gefühlszustand `hineindenken´.
Dankbarkeit ist der Gegenpol
Wenn wir regelmäßig Dankbarkeit kultivieren, in dem wir uns beispielsweise am Abend 5 Sachen bewusst machen, die am heutigen Tag gut gelaufen sind, wirken wir diesem negativen Mechanismus entgegen.
Frage Dich am Morgen, am Abend und zwischendrin “für was bin ich gerade dankbar?” oder “für was bin ich heute dankbar?” Mach die Dinge ganz klein, dann findest Du bestimmt auch etwas, selbst wenn es Dir anfangs schwer fällt. Mach es zu einer ständigen Gewohnheit und Dankbarkeit zu Deinem Begleiter. Sofort wird sich Dein innerer Zustand ändern. So lenkst Du Deinen Fokus immer wieder auf Deine Ressourcen und nicht auf den Mangel.
Vielleicht hat Dich jemand angelächelt
Vielleicht sind Deine Schmerzen von gestern verflogen
Vielleicht hat jemand an Dich gedacht
Vielleicht haben Deine Balkonblumen angefangen zu blühen
Vielleicht ist zwar die Straßenbahn nicht gekommen, aber der Ersatz Bus hat reibungslos funktioniert (das ist bestimmt nicht in allen Ländern so)
Vielleicht hast Du keinen Strafzettel bekommen, obwohl Du im Halteverbot geparkt hast
usw. usw.
Schwierige Gefühle nicht erleben wollen?
Jetzt kommen wir zu einem der Missverständnisse, die ich ab und zu höre. Dankbarkeit zu praktizieren bedeutet, dass man sich alles rosarot denkt und schwierigen Gefühlen wie Trauer, Wut, Angst keinen Platz im Leben gibt. So als wäre Dankbarkeit eine dicke Decke, mit der man alles zudeckt, was man eben nicht empfinden will. Das ist falsch verstanden. Wenn ich beispielsweise gerade tiefe Trauer und auch Schmerz empfinde, weil mein Partner mich verlassen hat muss ich nicht sofort etwas finden, für das ich an dieser Tatsache Dankbarkeit empfinde. Es ist wichtig, allen Gefühlen Raum zu geben, der Trauer, dem Schmerz Zeit zu geben. Dennoch gibt es bestimmt in jedem Tag irgendetwas, für das ich dankbar sein kann, auch, wenn ich gerade eine schwierige Lebensphase erlebe. Vielleicht ist jemand da, der mich stützt, vielleicht hat mich jemand zum Lachen gebracht, vielleicht bin ich einfach dankbar, dass ich morgens aufgewacht bin. Ich selber habe erlebt, dass ich mein geliebtes (Seelen-)Pferd einschläfern musste und unendlich traurig war. Der Gedanke dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit, die enge Verbindung und besonders tiefe Beziehung die wir haben durften, war für mich ein großer Trost. Es hat mir geholfen von dem riesen Schmerz nicht weggespült zu werden. So kann Dankbarkeit ein Gegenpol und Trost werden, auch in schwierigen Zeiten.
Impulse für Deine tägliche Dankbarkeitspraxis
Es gibt so viel, wofür Du dankbar sein kannst ! Sei einfach kreativ damit. Dies hier sind ein paar Impulse, die Du ausprobieren kannst.
- Dankbarkeit für die alltäglichen (selbstverständlichen) Dinge, z.B.
- Strom/Heizung/ein Dach über dem Kopf/fließendes Wasser
- Funktionierende Infrastruktur (der Müll wird entsorgt, die Post ausgeliefert/Internet)
- Es gibt Krankenhäuser/Ärzte/genug zu Essen
- Dein Auto/Fahrrad/Tankstellen
- Geschäfte/Dienstleistungen
- (Vielleicht warst Du schon einmal in Ländern, in denen diese Dinge nicht selbstverständlich sind)
- Alles worüber Du Dir Sorgen gemacht hast und das nicht eingetreten ist, z.B.
- dass niemand krank geworden ist, dass Du keinen Strafzettel bekommen hast, dass Du den Auftrag/Job/Beförderung doch bekommen hast.
- Dass kein Konflikt entstanden ist, obwohl Du Deine Meinung gesagt hast
- Jedes ‘Glück im Unglück’
- Das Leben an sich
- dafür, dass Du lebst/atmest/weitestgehend gesund bist
- Dass Du geboren wurdest
- das Abenteuer Leben
- alle Erfahrungen
- Menschen/Wesen, die für Dich da waren oder sind, z.B.
- In der Not (Du musst sie gar nicht kennen, z.B. Feuerwehrleute oder Sanitäter)
- Autoren/Lehrer
- Freunde/Nachbarn/Familie/Kollegen
- Tiere
- Auch die negativen Erfahrungen (braucht meist erst etwas Abstand von der Situation)
- vielleicht hast Du etwas Wichtiges gelernt
- Klarheit bekommen durch die Erfahrung
- Deine allgemeine Resilienz gestärkt
- Deine ungeliebten Anteile
- Deine Wut, denn sie gehört zu Dir und hilft Dir zu handeln
- Deine Angst
- Dein unermüdlicher Geist
- usw.
Dankbarkeit jeden Tag
Schreibe jeden Tag 10 Dinge in ein Buch, für die Du dankbar bist. Atme dabei bewusst, so dass es von Herzen kommt.
Denke jeden Morgen an mindestens eine Sache für die Du dankbar bist, nachdem Du aufgewacht bist.
Gib Dankbarkeit weiter an andere Menschen. Bedanke Dich auch für ‘Kleinigkeiten’ oder für Ihre Zeit oder für Gespräche.
Sei gespannt was sich verändert !