Schwierige Zeitgenossen
Wir sind alle unterschiedliche Persönlichkeiten mit Stärken und Schwächen, mit Angewohnheiten, Denkmustern, Sichtweisen, unterschiedlichem Humor und auch den vielfältigsten Verletzungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit. Wenn wir mit anderen Menschen zu tun haben, gibt es immer welche bei denen läuft es einfach leicht, wir finden Übereinstimmungen, verstehen uns, haben Interesse aneinander, wir finden uns sympathisch und fühlen uns verstanden.
Dann gibt es welche, die sind uns irgendwie gleichgültig, oder wir erleben eine gewisse Distanz, haben auch kein sonderliches Interesse an Ihnen, oder wir finden einfach keinen gemeinsamen Nenner.
Oder es gibt Menschen, die sind uns unsympathisch, fremd, die ärgern uns durch ihr Verhalten, es gibt vielleicht Streit oder Konflikte, wir fühlen uns unverstanden, respektlos behandelt oder sind einfach nur genervt.
Was macht es aber mit mir, wenn ich mich immer wieder über den gleichen Kollegen ärgere? Wenn ich meinem Nachbarn aus dem Weg gehe, weil ich ihn schwierig finde, oder mich immer wieder über meine Eltern aufrege, weil sie jetzt schon wieder was ganz Blödes gesagt haben?
Jeder Ärger, Streit, Kampf kostet Kraft, raubt mir Energie und zehrt an meinen Gefühlen. Vielleicht macht es mich auch innerlich hart und unerbittlich und führt dazu, dass ich mich innerlich verschließe. Wenn wir für 5 Atemzüge die Augen schließen und in unser Herz atmen, können wir meistens spüren, ob wir innerlich versteinert sind, oder uns wieder öffnen können, um eine andere Sichtweise auszuprobieren.
Was oft im Konflikt innerlich passiert ist, dass wir uns über den Anderen stellen, bewusst oder unbewusst glauben, dass wir besser sind, im Recht sind, oder der Andere ja blöd ist, keine Ahnung hat oder einfach nur ein Depp, oder sogar krank ist.
Wie kann das aber gehen, zu hilfreicheren Gedanken zu kommen, wenn die Gefühle von Ärger sich in mir breit gemacht haben?
Auf einer gedachten Achse zwischen Hass und Liebe gibt es viele Abstufungen von Gefühlsqualitäten, die wir (für einen Menschen) empfinden können. Irgendwo in der Mitte dieser gedachten Linie befindet sich ein neutraler Bereich. Wenn es uns gelingt, unsere Gedanken zumindest in den neutralen Bereich zu bewegen, haben wir bereits viel gewonnen. Wir müssen, den Menschen nicht mögen, müssen ihn aber deshalb auch nicht geringschätzen.
Die Gedanken und damit auch die Gefühle zumindest in den neutralen Bereich bringen ! Das wäre schon ein erster (großer) Schritt.
Die Menschen, die für uns eine Herausforderung sind, können jedenfalls tolle Erfahrungen für uns ermöglichen und dazu beitragen, dass wir uns selber besser kennenlernen und auch weiter wachsen. Das könnte eine neue Sichtweise für uns sein, um uns nicht im Ärger zu verlieren. Vielleicht könnte es auch helfen, sich zu fragen, was dieser für uns schwierige Mensch besonders gut kann, um die Bewertungen über ihn, in den neutralen Bereich zu holen. Vielleicht kann er besonders gut für sich einstehen, oder hat einen gesunden Egoismus, oder ist besonders empfindsam, oder, oder…das ist dann eine Facette, die diesen Menschen auch ausmacht, neben vielen anderen…